Henry Purcell (1659-1695) ist einer der ganz wenigen Komponisten vor Johann Sebastian Bach, dessen Werke zum
Repertoire heutiger Orchester zählen. Mit 18 Jahren wurde Purcell Hofkomponist der „Twenty-Four Violins“. Die Chacony g-moll schrieb er wahrscheinlich für dieses Ensemble. Sie ist ein
Beispiel der zu seiner Zeit beliebten Ostinato-Variationen, die mit jeder Wiederholung der achttaktigen Phrase neue harmonische und rhythmische Varianten über einem gleichförmigen Bass
hervorbringen.
Achtzehn Choräle von verschiedener Art stellte Johann Sebastian Bach (1685-1750) in Form von Orgelbearbeitungen in seinen letzten Lebensjahren zusammen. Den letzten Choral „Vor deinen Thron tret ich hiermit“ diktierte Bach auf seinem Sterbebett seinem Schüler Altnickel. Später wurde er als Schlussstück der Kunst der Fuge hinzugefügt. Ebendiesen Choral verwendete Hindemith in seiner Trauermusik.
Paul Hindemith (1895-1963) gehörte zu einem der wichtigsten Repräsentanten der ernsten Musik des 20. Jahrhunderts. Er legte Grundlagen für eine Öffnung dieser Musik nach außen, weg vom klassischen Konzertpublikum, unter anderem zum Jazz. Auch plädierte er für „Gebrauchsmusik“ und sah es als Pflicht des Komponisten an, sich sozialen Herausforderungen zu stellen und nicht zum reinen Selbstzweck zu komponieren. Anrührend schöne Streicherklänge, aus denen sich das Solocello klagend heraushebt - so beginnt die Trauermusik, die Hindemith anlässlich des plötzlichen Todes von König Georg V. innerhalb eines Tages in London komponierte. Schon am darauf folgenden Tag wurde sie in einem Gedenkkonzert der BBC aufgeführt. Hindemith schrieb darüber an seine Frau: „[Die Trauermusik] ist nicht sehr original, aber bei dieser Geschwindigkeit konnte ich mich nicht auf eine Entdeckungsreise einlassen. Du wirst es hören. Ein bisschen vom Mathis, ein bisschen vom ‚Lindlein‘ [dem zweiten Satz seines Violakonzerts Der Schwanendreher], und ein Choral zum Schluss. … So, genug jetzt, meine Pfoten schmerzen vom Schreiben all dieser Noten.“ Besonders der Bachchoral am Schluss, einige Male unterbrochen von Improvisationen des Cellos, verleiht der Komposition einen feierlichen Charakter.
Auguste Franchomme(1808-1884) war ein französischer Cellist, Komponist und Professor am Pariser Konservatorium. Nachdem er eine Berühmtheit geworden war, schloss er eine enge Freundschaft mit Frederic Chopin, der ihm seine Cellosonate op. 65 widmete. Sein kompositorisches Schaffen konzentrierte sich auf Werke für das Cello, wovon die Romanze op. 10 ein klangschönes Beispiel gibt.
Benjamin Britten (1913-1976) ist der meistaufgeführte britische Komponist des 20. Jahrhunderts. Seine Variationen über ein Thema von Frank Bridge entstanden 1937 innerhalb von 5 Wochen als Auftragsarbeit für die Salzburger Festspiele und bewirkten Brittens Durchbruch in der internationalen Szene. In ihnen portraitiert er die Charaktereigenschaften seines verehrten Lehrers Frank Bridge. Die einzelnen Variationen reichen von einem leidenschaftlichen und tief empfundenen Adagio zu verspielten Parodien auf eine italienische Opernarie, einen Wiener Walzer oder eine zopfige Bourree und kehren gegen Ende des Stücks zum Ernst des Anfangs zurück. Britten, der es nicht mochte, wenn Kritiker in seiner Musik Programme und Bedeutungen suchten, sagte, dass er einfach nur die vielen Seiten dieses großen Mannes (Bridge) festhalten wollte, „seine Integrität … Energie … Charme … Witz … Fröhlichkeit“. „Ich weiß nicht, wie ich meine Wertschätzung in angemessener Weise ausdrücken soll“, schrieb Bridge später an Britten über das einzige Werk, das seinen Namen lebendig halten sollte.